Schloßberg-Tunnel der Strecke 999 01


Schloßberg-Tunnel: 1.273,00 Meter

Das Projekt »Reschenscheideckbahn«

Wäre es nach den Entscheidungsträgern Anfang des 20. Jahrhunderts gegangen, würde sich die Situation in unseren Tagen wohl gänzlich anders darstellen. Damals war Südtirol noch ein Teil der kaiserlichen und königlichen Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Es bestand daher durchaus ein Interesse, zwischen Mals und dem nordtirolischen Landeck an der Arlbergbahn eine Bahnverbindung herzustellen. Die Vision von damals firmierte unter der Bezeichnung »Reschenscheideckbahn«. Weitsichtig hatte man bereits bei der Fertigstellung des Abschnittes Meran - Mals den Bahnhof Mals außerhalb des Ortes plaziert, um eben die Strecke weiterführen zu können.
Bis zum Jahre 1909 wurden 3 Varianten angedacht: Die Varianten 1 und 2 sahen für den Aufstieg der Bahn zwischen Mals und dem Reschenpass mehrere große Kehrschleifen vor, während bei Variante 3 zunächst eine große Schleife über Taufers im Münstertal gezogen worden wäre. Ab Burgeis im Obervinschgau hatten alle 3 Varianten praktisch denselben Verlauf. Insgesamt wären dabei 9 Tunnelanlagen, bei Variante 3 sogar 12 Tunnelanlagen, nötig gewesen. Auf der tirolerischen Seite hätte der Höhenunterschied vom Reschenpass ins Inntal durch 2 Kehrschleifen zwischen Pfunds und Nauders überwunden werden sollen.
Der 1. Weltkrieg beendete zunächst alle diesbezüglichen Überlegungen. Nach dem Krieg, Ende 1918, begann man neuerlich mit Planungen zur Errichtung einer Bahnverbindung, wegen des akuten Geldmangels allerdings in stark verdünnter Form. Dabei wurde zwar die Anzahl der Tunnelanlagen zwar auf 22 Stück erhöht, die Länge der Tunnelstrecke wurde aber um 3.000 Meter verkürzt, der längste geplante Tunnel war dann nur noch 1.420 Meter lang. Die Rede war nur mehr von einer Schmalspurbahn von Landeck entlang des Inns bis Scuol mit Anschluss an die Rhätische Bahn; das Projekt »Reschenscheideckbahn« stand nicht zur Disposition.
Erst im Jahre 1944, als der Verkehr über die Brennerbahn wegen der allierten Luftangriffe bereits stark beeinträchtigt war, erinnerte man sich wieder an das vergessene Projekt. Wegen der Dringlichkeit, neue Nachschubverbindungen zu schaffen, war sogar der Bau eines Schrägaufzuges zwischen der Kajetansbrücke bei Pfunds und Nauders geplant, um die 400 Meter Höhenunterschied zwischen Inntal und Reschenpass zu überwinden. Vielerorts wurden sogar entsprechende Arbeiten zum Bahnbau in Angriff genommen.
Als die allierten Truppen im Jahre 1945 Tiroler Boden erreichten, endeten alle Aktivitäten des Bahnbaues. Im Jahre 1955 haben die ÖBB dann als Eigentumsnachfolger die seinerzeit bereits eingelösten Bahngrundstücke an die Bundesstraßenverwaltung übertragen. In weiterer Folge wurde zwischen Landeck und dem Reschenpass die Bundesstraße großzügig ausgebaut - das Projekt »Reschenscheideckbahn« war damit endgültig Geschichte.
Quellen: Bahnportrait, Vinschgerbahn
und das Buch: Die Reschenscheieckbahn von Joachim Rothkegel, 1976 im Rösler + Zimmer Verlag, Augsburg erschienen
 
Schloßberg oberhalb Nordwestportal des Schloßberg-Tunnels (Foto: Joachim Rothkegel)   Schloß oberhalb des zugemauerten Nordwestportals, vor den Häusern ist entlang des Inns die Stützmauer mit der Bahntrasse zu erkennen (Foto: Joachim Rothkegel, um 1972)
 
Schloßberg oberhalb Nordwestportal des Schloßberg-Tunnels (Foto: Heinrich-Seitner)
Schloß oberhalb des zugemauerten Nordwestportals (Foto: Heinrich Seitner, Datum unbekannt)
 
Nordwestportal des Schloßberg-Tunnels (Foto: Joachim Rothkegel)
Nordwestportal des Schloßberg-Tunnels (Foto: Joachim Rothkegel)
Nordwestportal (Foto: Joachim Rothkegel, um 1950)
 
Arbeiter posierten stolz vor dem Nordwestportal des Schloßberg-Tunnels (Sammlung: Josef Saurwein)
Arbeiter posierten stolz vor dem Nordwestportal (Sammlung: Josef Saurwein, um 1919)
 
Auf dem Sockel vor dem Nordwestportal des Schloßberg-Tunnels lagen sogar schon Gleise (Foto: Photo-Mathis Landeck, Sammlung Joachim Rothkegel)
Auf dem Sockel vor dem Nordwestportal lagen sogar schon Gleise (Foto: Photo-Mathis Landeck, Sammlung Joachim Rothkegel, um 1950)
 
Auf dem Sockel vor dem Nordwestportal des Schloßberg-Tunnels lagen sogar schon Gleise (Sammlung: Josef Saurwein)
Auf dem Sockel vor dem Nordwestportal lagen sogar schon Gleise (Sammlung: Josef Saurwein, Datum unbekannt)
 
Landkarte mit Informationen zu begonnenen, aber nicht fertiggestellten Tunneln und anderen baulichen Anlagen   Lageplan und Innenaufnahmen

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